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Der Ost-TGV - Fahren Sie mit? by Newropeans-Magazine 2007-08-05 10:10:09 |
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Eine Eisenbahn-Revolution, eine Erschließung der Ost-Region und letztendlich auch eine ganze neue Brücke zwischen Frankreich und seinen Partnern Luxemburg, Deutschland und der Schweiz hatte uns die SNCF lautstark versprochen. Dennoch üben die unzufriedenen Verbraucherverbände und die kommunalen Volksvertreterinnen und - Vertreter der Region Champagne-Ardenne auf die SNCF Druck aus: der Ost-TGV erweist sich als zu teuer und überreserviert.
Während der glamourösen Einweihung der kommerziellen Inbetriebnahme des Ost-TGVs hat der Premier Ministre F. Fillon die riesige und ergeizige Arbeit der Technicentre gelobt.
Der Ost-TGV ist heute der schnellste Zug mit dem Geschwindigkeitsweltrekord von 574,8 Studenkilometer (am 03. April aufgestellt). Dann hat er aber verlauten lassen: „ Die Verbesserung von einigen Leistungen solle nicht zu Lasten von anderen gehen“. Allerdings hat der neue Zug von Vaires-sur-Marne (Seine et Marne) bis Baudrecourt (Moselle) die an ihn gestellten Erwartungen für die alltäglichen Nutzer nicht erfüllen können.
Ursprünglich haben die Departements von Champagne-Ardenne, Lorraine und Alsace das Projekt co-finanziert, natürlich mit dem Ziel das Gebiet anzubinden. Heute ist Strassburg von Paris 2.20 Stunden entfernt, Nancy 1.30 und Metz 1h25. Die Zeitersparnis und die Bequemlichkeit soll ein Neugier- und Aufwertungsfaktor für diese Gebiete sein. In der Stadt Reims, heute 45 Minuten von Paris entfernt, ist nunmehr sicher ein ökonomischer Aufschwung zu verzeichnen, umso mehr, als die Stadt nie mit einem TGV versorgt war.
Der neue TGV wird also schnell Opfer seines Erfolgs. Manchmal muss man seine Fahrkarte mindestens eine Woche vorher reservieren, um einen Platz zu bekommen, weil alle Züge schnell ausgebucht sind. Deswegen sind die Preise langsam unerschwinglich geworden, mit einer Erhöhung von 30% bis 46% verglichen mit dem TER (Trains Express Regionnaux : d.h. regionnale Züge), der verdrängt wurde. Daher ägern sich die Studenten aus Reims, die täglich nach Paris fahren müssen, über das nunmehr vier Mal teurere Abonnement für den TGV ( 113,50 Euros pro Monat für den Corail-Zug im Vergleich zu 500 Euros für den TGV).
Als Antwort auf diese unerwartete riesige Nachfrage hat die SNCF zugesagt, in Kürze mehrere Züge zu verdoppeln, davon zwei zwischen Reims und Paris ( die trotzdem in der Spitzenzeiten, also mit den teuersten Tarifen, verkehren werden). Das Unternehmen versucht ebenfalls, die gegen die teuren Preise empörten Nutzer zu beschwichtigen, indem sie das Prem-Angebot aufstockt (Das Prem-System ermöglicht bei früher Reservierung, eine ermäßigte Fahrkarte zu kaufen). In diesem Rahmen garantiert SNCF Prem-Fahrkarten für den Ost-TGV für mindestens drei Jahre, allerdings hat sie keine genaue Angaben über die Zahl der verfügbaren Plätze gemacht.
Während Frankreich sich noch bemüht, sich von seiner Zentralisierung zu befreien, ermöglicht die Ost-europäische LGV (Ligne Grande Vitesse = Hochgeschwindingkeitslinie) europaweit eine fantastische Öffnung nach Ost-Europa: jetzt sind Frankfurt und Stuttgart gerade noch vier Stunden von Paris entfernt. Trotzdem ist dieser Fortschritt ebenfalls nicht allgemein. Reims beklagt sich z.B. nicht nur von den „interregionalen“ Linien ausgeschlossen zu sein (keine Metz/Nancy- Reims Verbindung), sondern auch von internationalen Linien: Ein Bewohner von Reims, der nach Deutschland oder Luxemburg fahren will, muss einen Umweg über Paris machen.
Dieser französische Schnellzug hat zumindest ein Verdienst: er gehört zu einem grösseren Projekt einer Zug-Verbindung zwischen Paris bis Budapest. Das Ziel ist es, mit einem Schnellzug bis 2015 34 Millionen Europäer aus fünf verschiedenen Staaten zu verbinden (Frankreich, Deutschland, Österreich, Ungarn und die Slowakei).
Somit ist der der Ost-TGV ein echter, aber elitärer Fortschritt. Während sich die Spitzenkräfte und -Verdiener aus Paris auf die leichtere Zugänglichkeit von ihm bisher kaum bekannten Regionen für das Wochenende freut, wird der Normalverbraucher gegen die Tarifen und den Fahrplan, die seinen Alltag erschweren, maulen.
Louise Beauchêne Metz (France)
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