Im Rahmen meines persönlichen Programms zum lebenslangen Lernen besuchte ich vor zwei Wochen an der Uni Konstanz die Auftaktveranstaltung des diesjährigen Geo-Kurses im "Studium Generale" zum Thema "Unser Wetter".
Der Referent war Dr. Thomas Peter, Spezialist für Aerosole und Professor für Atmosphärenchemie am Institut für Atmosphäre und Klima der ETH Zürich, und die Auftaktveranstaltung sollte ein Grundlagenvortrag zum Thema "Physik und Chemie der Lufthülle" sein. Der Vortrag erfüllte allerdings meine Erwartungen nicht, sondern war eher ein Vortrag, wie man ihn für Entscheidungsträger in der Politik hält, mit schönen Bildern und Tabellen. Zu Recht wurde dies vom kritischen Seniorenpublikum (pensionierte Lehrer, Ingenieure usw.) bemängelt, das z.B. eine wissenschaftliche Präsentation und Diskussion der Mechanismen, die den "Treibhauseffekt" ausmachen, forderte.
Bemerkenswert an dieser Veranstaltung waren für mich folgende Beobachtungen:
o - Ein Wissenschaftler, der immerhin in theoretischer Physik promoviert hat, versteht sich gar nicht als Wissenschaftler, sondern als Manager, der der Politik etwas verkaufen möchte. Er präsentiert und diskutiert nicht die wissenschaftlichen Grundlagen, sondern benutzt wissenschaftliche Argumente, um sein Produkt zu verkaufen.
o - Er verkauft ein Produkt (hier die IPCC Strategie zum Umgang mit dem Klimawandel) im besten Fall mit humanitären Motivationen (Rettung der Menschheit vor den Folgen des Klimawandels), im schlimmsten Fall mit kommerziellen Motiven (Vertreter der Kernkraftlobby). Was daran zu bemängeln ist, ist nicht die Motivation als solche (diese hat jeder), sondern die Tatsache, dass es keine Hinterfragung der Motivation gibt, und dass jemand, der die Menschheit retten will (dies ist eine Annahme), bewusst die wissenschaftlichen Fakten "vereinfacht", um sein Publikum zu überzeugen. Fortschritt kommt nur durch Bewusstheit und nicht durch Propaganda.
o - Aus dem, was er über die in seinen Kreisen diskutierten Lösungsvorschläge sagte, geht hervor, dass man dort Kioto schon ziemlich abgeschrieben hat, dafür über zwei Strategien nachdenkt: den Ausbau der Kernenergie und die Verminderung der Sonneneinstrahlung durch Ausbringen von Aerosolen in der Atmosphäre (populär als "chemtrails") bekannt. (Leider wurde dieses Thema in der öffentlichen Diskussion nach dem Vortrag nicht diskutiert).
Meine persönlichen Schlussfolgerungen:
o - Wissenschaft muss von der Politik und anderen ergebnisorientierten Geldgebern unabhängig werden. Eine Wissenschaft, wie sie heute betrieben wird, hat jegliche Kreativität verloren.
o - In die wissenschaftliche Ausbildung muss eine Bewusstseinsausbildung integriert werden. Thomas Metzinger, Professor für Philosophie an der Uni Mainz, fordert: "Deshalb könnte Bewusstseinskultur in der Pädagogik zum Beispiel bedeuten, an Schulen ein ideologiefreies Angebot für Meditationsunterricht einzurichten." /1/ Ähnliches empfehle ich für die Ausbildung unseres wissenschaftlichen Nachwuchses.
o - Die Grundlagen von Kioto und der IPCC-Strategie (Kohlendioxid als Ursache für den Klimawandel) sind für mich wissenschaftlich nicht belegt. Russland, das immer noch eine sehr hoch entwickelte Wissenschaft hat, ist meiner Meinung nach Kioto nur aus politischen Motiven und nicht aus Überzeugung beigetreten. /2/
o - Kernkraft als Lösung kann nicht unhinterfragt hingenommen werden. Es geht nicht nur darum, dass sie eine Belastung für kommende Generationen darstellt, sondern auch darum, dass sie ein Produkt des Kriegs und des Bemühens, immer effektivere Waffen zu schaffen, ist. (Wieder ein Grund für den Ruf nach Bewusstseinschulung). /3/
o - Geo-Engineering (also das Verändern der Umwelt) dagegen ist etwas, das nicht per se schlecht ist, aber unweigerlich dann, wenn es nicht mit größten Anstrengungen zum Verständnis der wissenschaftlichen Grundlagen und Mechanismen und mit klarem Bewusstsein unternommen wird. Unbewusstes Geo-Engineerung gibt es seit es Leben auf diesem Planeten gibt und seit dieses begann, durch die Photosynthese die Sauerstoffatmosphäre zu schaffen. Jeder Wechsel der Kultur (z.B. der Übergang zur Landwirtschaft) war Geo-Engineering. Heute greifen Flug- und Landverkehr, Elektrifizierung, Mobilfunk (um nur einige Bereiche zu nennen) in großem Ausmaß und nicht zum Vorteil unseres Geo-Systems in dessen Kreisläufe ein. Die Herausforderung, vor der wir heute stehen, besteht darin, die bewussten Grundlagen für Geo-Engineering zu legen. Diese kann man nicht besser ausdrücken, als in einem Projekt, das im November in Athen mit dem europäischen EMAS-Award ausgezeichnet wurde: "Wer das Leben liebt, der verlässt die Erde schöner als er sie angetroffen hat." /4/
Christel Hahn* Tengen (Germany) * Newropeans-Mitglied aus dem Landkreis Konstanz, Diplom-Physikerin ----- /1/ http://www.jp.philo.at/texte/MetzingerT1.pdf /2/ Zur CO2-Diskussion, siehe "Raum & Zeit", Nr.147: "Die CO2-Lüge" /3/ Eine Beschreibung der Vorgänge in Brüssel rund um die Kernenergie gibt Corporateeurope /4/ Mainau gewinnt EMAS-Award
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